Welche Farbtheorie verfolgen wir?
Für unsere Farbgestaltung im ReDesign der Deutschen Bank greifen wir unter anderem auf die Farbenlehre nach Johannes Itten & Albert Henry Munsell zurück, um Farbzugehörigkeit und Kontrastverhältnisse zu begründen.
Farbtheorie nach Itten
Johannes Itten erstellte im Zuge seiner Farbenlehre einen Farbkreis, mit dem er die Farben in Primär- Sekundär und Tertiärfarben unterteilte bzw. reine Farben und Mischfarben definierte. Aus dieser Farbenlehre ergeben sich auch die Kontrastverhältnisse, die wir in unserem ReDesign verwendet bzw. vermieden haben.
Farbtheorie nach Munsel
Um unser Farbkonzept zu verstehen, muss man das Farbordnungssystem nach Munsel kennen. Es vereint Farbton, Sättigung und Luminanz.
Im Folgenden fassen wir die Theorie bzw. die Farbkomponenten kurz zusammen:
Farbton:
Der wahrgenommene Farbaspekt einer Farbe, der bestimmt, ob eine Farbe als Rot, Gelb, Grün usw. eingestuft wird. Im Munsell-System wird der Farbton als Winkel um eine zentrale Achse dargestellt, wobei die Primärfarben inkl. deren Mischfarben entlang dieser Achse angeordnet sind (vgl. Abbildung 4).
Sättigung:
Die Intensität oder Reinheit einer Farbe, die angibt, wie stark eine Farbe von einem Grau gleicher Helligkeit abweicht. In Munsells System wird Sättigung radial von der zentralen Achse aus gemessen, wobei höhere Werte eine größere Reinheit bzw. Sättigung anzeigen
(vgl. Abbildung 4).
Luminanz:
Die Helligkeit oder Dunkelheit einer Farbe, ohne Berücksichtigung ihrer Farbigkeit. Im Munsell-System wird die Helligkeit auf einer vertikalen Achse dargestellt, wobei höhere Werte hellere Farben und niedrigere Werte dunklere Farben bedeuten (vgl. Abbildung 4).
Fazit:
Das Modell visualisiert Farben in einem dreidimensionalen Raum. Dieser räumliche Ansatz ermöglicht eine genaue Plazierung und Abgrenzung von Farben. Durch diese präzise Bestimmung von Farbe und ihrer Eigenschaften ist das Modell für unser ReDesign in besonderem Maße geeignet, um unsere Markenstrategie einordnen und letztlich auch begründet umsetzen zu können.
Kontrastverhältnisse
Farben können in verschiedenen Kontrastverhältnissen stehen. Nachfolgend definieren wir die für unser ReDesign relevanten Kontrastverhältnisse.
Komplementär-Kontrast:
Hier stehen sich die Farben im Farbkreis gegenüber. Zum Beispiel steht Grün komplementär zu Rot.
Kalt-Warm-Kontrast:
Farben wird ebenfalls eine Temperatur zugewiesen. So ist Blau als kalte Farbe eingeordnet, Rot und Gelb hingegen als warm. Blau steht zu beiden Farben also in einem Warm-Kalt-Kontrast.
Das ist gerade für unser Projekt wichtig, da wir in unserer Gestaltung Offenheit und Wärme gegenüber dem Kunden vermitteln möchten.
Psychologische Eigenschaften von Farben
Die Wirkung von Farben hängt von vielen Faktoren, einschließlich kulturellen Unterschieden, persönlichen Erfahrungen und Kontext ab. Trotzdem gibt es einige allgemeine psychologische Eigenschaften, die bestimmten Farben zugeschrieben werden. Diese psychologischen Eigenschaften von Farbe möchten wir in unserem ReDesign bewusst nutzen und einsetzen.
Rot:
wird oft mit Energie, Leidenschaft, Gefahr, Stärke, Macht, aber auch Liebe und Wärme in Verbindung gebracht. Rot ist eine sehr emotionale Farbe, die Aufmerksamkeit erregt, was sie zu einer starken Wahl für Warnsignale oder Akzente macht, die hervorstechen sollen (vgl. AOK, 17.06.2021, aok.de).
Blau:
wird häufig mit Ruhe, Stabilität, Harmonie, Vertrauen, Loyalität und Frieden assoziiert. Es kann beruhigende Wirkungen haben und wird oft verwendet, um Entspannung zu fördern (vgl. AOK, 17.06.2021, aok.de).
Gelb:
wird mit Heiterkeit, Optimismus, Hoffnung und Glück in Verbindung gebracht. Es ist eine energiegeladene Farbe, die Aufmerksamkeit erregen kann, ähnlich wie Rot, jedoch mit einem fröhlicheren Beiklang(vgl. AOK, 17.06.2021, aok.de).
Orange:
Kombiniert Elemente von Rot und Gelb und wird häufig mit Kreativität, Begeisterung, Spaß, Energie und Wärme in Verbindung gebracht. Es kann als freundlich, einladend und aufmunternd empfunden werden (vgl. AOK, 17.06.2021, aok.de).
Fazit:
Es ist wichtig nochmals zu betonen, dass die psychologischen Wirkungen von Farben nicht universell sind. Die Bedeutungen und Assoziationen können, abhängig von kulturellem Hintergrund, persönlichen Vorlieben und dem spezifischen Kontext, in dem die Farben präsentiert werden variieren. Wir haben uns jedoch entschlossen mit den beschriebenen Farbeigenschaften zu arbe
Welche Banken sind „die Konkurrenz“?
Um uns von den Mitbewerbern optisch abgrenzen zu können mussten wir zuerst unsere Marktnische bestimmen. Für den Privatkundensnektor einer Bank sind besonders die Sparkassen und Volksbanken bekannt (vgl. Lohmann, 22.02.2024, statista.com). Neo-Banken, die rein digital existieren haben wir in unseren Vergleich bewusst nicht aufgenommen, da uns während des gesamten Projekts klar war, dass wir die Deutsche Bank anfassbar machen wollen und unsere Farben somit digital, wie auch im Print funktionieren müssen. Laut Statistik hat knapp die Hälfte der Deutschen ein Konto bei einer Sparkasse (vgl. Lohmann, 22.02.2024, statista.com).
Farben als Erkennungsmerkmale der Marken
Farbe als Erkennungsmerkmal einer Marke spielt eine entscheidende Rolle im Branding. Die sorgfältige Auswahl und kensequente Nutzung spezifischer Farben kann dazu beitragen, dass eine Marke einprägsam, erkennbar und von Wettbewerbern unterscheidbar wird. Hier einige Schlüsselaspekte, wie Farbe dabei funktioniert:
Markenidentität:
Farben sind wesentliche Bestandteile der visuellen Identität einer Marke. Sie tragen dazu bei, die Persönlichkeit und die Werte einer Marke zu kommunizieren. Zum Beispiel kann die Verwendung von Grün Nachhaltigkeit oder Natürlichkeit suggerieren.
Emotionale Verbindung:
Farben haben die Fähigkeit, bestimmte Gefühle und Stimmungen hervorzurufen. Durch die strategische Auswahl von Farben, die mit den gewünschten emotionalen Reaktionen korrespondieren, können Marken eine tiefere emotionale Bindung mit ihrem Publikum aufbauen.
Wiedererkennungswert:
Einzigartige oder markante Farbkombinationen können dazu beitragen, dass eine Marke leichter wiedererkannt wird. Dies ist besonders wichtig, um in einem überfüllten/ gesättigten Markt aus der Masse herauszustechen.
Der konsequente Einsatz von Markenfarben über alle Berührungspunkte hinweg stärkt den Wiedererkennungswert der Marke.
Assoziationen und Bedeutungen:
Farben tragen bestimmte Bedeutungen und Assoziationen, die kulturell bedingt oder durch allgemeine Konventionen geprägt sind. Indem eine Marke Farben wählt, die mit ihren Kernbotschaften und -werten übereinstimmen, kann sie ihre Markenbotschaft effektiver kommunizieren und die gewünschten Assoziationen in den Köpfen der Verbraucher verstärken.
Differenzierung:
Durch den gezielten Einsatz von Farben kann eine Marke sich von ihren Wettbewerbern abheben. Ein unverwechselbares Farbschema kann als visuelles Unterscheidungsmerkmal dienen und der Marke helfen, eine eindeutige Position im Markt zu behaupten.
Fazit:
Die Farbwahl ist ein kritischer Bestandteil des Branding-Prozesses und kann maßgeblich zum Erfolg einer Marke beitragen. Durch konsistente Anwendung und strategische Überlegungen bezüglich der psychologischen Wirkung von Farben können Marken eine starke visuelle Identität aufbauen, die das Markenerlebnis bereichert und die Markenbindung verstärkt.
Volksbank:
Wenn wir uns die Farbwelt der Volksbank ansehen, stellen wir fest, dass primär mit einem Blauton (100 60 0 0) gearbeitet wird. Wenn wir diese Mischfarbe unsere Farbeigenschaften zuweisen, stellen wir fest, dass das blau zwar ruhig und seriös wirkt, doch nicht unbedingt nahbar oder offen ist. Das Orange der Volksbank (0 70 100 0) stellt zu dem Blau ein Komplementär-Kontrast her und wird als Akzent-Farbe eingesetzt (vgl. VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau eG, 22.03.2024, vrbank-sww.de).
Sparkasse:
Beim Farbthema der Sparkasse mussten wir die genauen Werte leider schätzen, da wir keinen Zugang zu den aktuellen Gestaltungsrichtlinien erhalten haben. Der Farbcode auf der Webseite ist aktuell ee0000, was in CMYK ungefähr einem Wert von 0 100 100 0 entspricht (vgl. Sparkasse, 22.03.2024, markenportal.sparkasse.de).
Wir haben also eine Mischfarbe aus maximalem Magenta (rot) und Gelb. Wenn wir dieser Mischfarbe eine Wirkung zuweisen, kommen wir zu dem Schluss, dass die Erscheinung der Sparkasse durch die prägnante Verwendung von rot eine möglichst laute Außendarstellung erfüllt.
Farbtransformation
Was bedeutet das für unser Projekt?
Wir haben in unserer Markenanalyse festgestellt, dass das alte Blau der Deutschen Bank ( 100 80 0 10) kalt, unpersönlich und unzugänglich wirkt. Diese Wirkung können wir mit der Farbzusammensetzung erklären, da ein sehr tiefes Blau vorliegt.
Um dieser Wirkung entgegenzuwirken und einen offenen Markeneindruck zu kreieren haben wir den Blau- und Rotanteil unseres Primär-Blaus geringfügig verringert, einen Gelbanteil hinzugefügt und den Schwarzanteil entfernt.
Wir wollten uns optisch bewusst von unseren Mitbewerbern abgrenzen und haben uns dazu entschieden eine analoge Farbwelt zu erstellen, also nur mit Blautönen zu arbeiten.
Da uns aber bewusst ist, dass eine internationale Marke nicht ausschließlich mit einem analogen Farbfeld auskommt haben wir komplementäre Akzentfarben definiert, die beispielsweise für barrierefreie Kommunikation wichtig sind, da hier ein hoher Farbkontrast ein entscheidenes Merkmal ist.
Farbtransformation – Positionierung
Durch unsere Transformation in der Farbwelt der Deutschen Bank setzen wir konsequent unsere Vision der Marke und ihrer Strategie um. Durch die Anpassungen wirkt die Deutsche Bank menschlicher. Mit der neuen Farbwelt hoffen wir die Punkte Offenheit, Partnerschaft & Nähe gegenüber der Zielgruppe entscheidend verbessert zu haben. Unsere Farbwelt arbeitet mit analogen Farben, die durch ihren warmen Farbanteil positiver aufgenommen werden und dennech ein seriöses Auftreten vermitteln.
Um Aspekte wie barrierefreie Kommunikation oder Hervorhebungen zu ermöglichen haben wir komplementäre Akzentfarben definiert, die jedoch ebenfalls alle warme Farben sind.